Eine Prothese ersetzt ein Körperteil, das durch eine Erkrankung, Verletzung oder nach einer Misshandlung amputiert werden musste. Auch angeborene Fehlbildungen können dazu führen, dass ein Bein nicht vollständig ausgebildet wird.

Sowohl Hunde als auch Katzen können mit Prothesen versorgt werden, sofern es die gesundheitliche Verfassung und die Form des Stumpfes erlauben.

Grundvoraussetzung dabei ist die Akzeptanz des Hilfsmittels durch den Drei-/Zweibeiner.

Der Verlust eines Hinterlaufs ist für Hunde und Katzen meist weniger schlimm als ein fehlendes Vorderbein: Sie tragen den Großteil Ihres Körpergewichts mit den Vorderläufen. Nach einer Amputation eines Vorderlaufs verlagert sich das noch vorhandene Vorderbein meist schräg unter den Brustkorb, um den Schwerpunkt anzupassen und das Gleichgewicht zu halten. Dadurch ändern sich die Kräfte und Winkel auf Sehnen, Bänder und Gelenke. Diese unnatürliche Haltung kann schmerzhafte Folgeschäden, wie z.B. Arthrose und Bänderverletzungen, mit sich bringen. Verliert der Hund oder die Katze ein Hinterbein, gelingt ihnen die Kompensation meist recht gut, aber ein häufiges sekundäres Problem ist in diesen Fällen ein Kreuzbandriss am noch vorhandenen Lauf.

Die Prothese ermöglicht dem betroffenen Tier ein beinahe normales Gangbild. Die Überlastung der verbliebenen Gliedmaßen sowie die Gefahr von Folgeerkrankungen, wie beispielsweise Arthrose, wird reduziert.

Wir fertigen Prothesen individuell nach Maß und bringen sie am vorhandenen Stumpf oder Brustkorb an.

Wie ist eine Prothese aufgebaut?

Die Prothese besteht meist aus zwei Bestandteilen: Der Weichwandinnentrichter schmiegt sich an den Stumpf an und sorgt für guten Sitz und optimale Passform. Die stabile Oberhülse wird in der passenden Länge gefertigt, um den fehlenden Lauf zu ersetzen. Zwischen Prothesenschaft und Stumpf entsteht beim Anlegen ein Vakuum, das den sicheren Halt der Prothese gewährleistet.

Eine Prothese kann auch im Zweischalensystem hergestellt werden: Diese Ausführung besteht aus zwei Schalen, die mit Gurten am Stumpf angebracht werden.

Prothesen werden unter anderem aus Karbon, Streifylen oder Hartschaum gefertigt – in Abhängigkeit von Art und Länge des Stumpfs und dem geplantem Einsatz. In Sonderfällen können auch Prothesen mit Gelenken hergestellt werden.

NEU: seit kurzem stellen wir Vollprothesen her, die zum Einsatz kommen, wenn ein Tier seinen Vorderlauf komplett verloren hat oder nur noch ein kleiner Stumpf vorhanden ist. Vollprothesen können durch 3D-Druck-Verfahren oder durch Kohlefaser-Technik hergestellt werden. Für den Brustbereich des Tieres wird eine Art Korsett – auch 'Brustpanzer' genannt – angefertigt. Daran kann entweder ein Rad oder ein künstlicher Lauf zum Längenausgleich angebracht werden.

Wie funktioniert eine Prothese?

Ein Hund mit nur drei Beinen kommt im Alltag oft gut zurecht – allerdings werden die gesunden Beine durch das veränderte Gangbild schnell überlastet. Spätschäden wie Erkrankungen der Bänder, Gelenke und Muskeln (Durchtrittigkeit/Hyperextension, Gelenkstorsion, Muskelverkürzung) können die Folge sein. Eine individuell angepasste Prothese ermöglicht einen harmonischen Bewegungsablauf und erleichtert Ihrem Hund das Gehen und Stehen.

Zur Eingewöhnung wird die Prothese zunächst nur für kurze Zeiträume angelegt. Die Dauer wird dann langsam gesteigert. Die meisten Hunde gewöhnen sich schnell an ihre neuen Bewegungsmöglichkeiten. Man merkt ihnen ihre Freude über die wiedergewonnene Selbstständigkeit und Mobilität an. Focus Online hat einen unserer vierbeinigen Patienten mit Prothese begleitet: Hier können Sie den Beitrag dazu ansehen. Das Laufen mit einer Prothese ist entspannter und ökonomischer – oft sichtbar an einer deutlichen Fröhlichkeit, wenn der versorgte Hund wieder unbeschwert rennen kann.

Die Prothese wird während der Aktivitätsphasen getragen: Beim Spaziergang, beim Spielen, oder beim Herumschlendern im Garten. Während der Ruhepausen können Sie die Prothese abnehmen. So gelangt immer wieder Luft an den Stumpf und den Körper, und die Haut wird geschont. Achten Sie auf die Haut unter der Prothese und gönnen Sie ihr etwas Extrapflege, damit sie gut mit Feuchtigkeit versorgt wird und elastisch bleibt.

Wann hilft eine Prothese?

Eine Prothese hilft, wenn ein Bein nach einem Unfall mit schweren Frakturen, einer Erkrankung (Osteosarkom), oder nach Misshandlungen amputiert werden musste. Manchmal wird ein Welpe mit einem nicht vollständig ausgebildeten Bein geboren – auch hier kommt nach abgeschlossenem Wachstum eine Prothese in Frage.

Für eine klassische Prothese ist ein ausreichend langer Stumpf die Voraussetzung für eine gute Anpassung. Muss ein Bein komplett amputiert werden oder bleibt nur ein sehr kurzer Stumpf, kann eine Vollprothese möglich sein. Bei einem kurzen Stumpf kommt als Alternative auch ein Stumpfschutz in Frage, um die empfindliche Haut vor Verletzungen zu schützen.

Prothesen in unterschiedlichen Ausführungen haben wir zum Beispiel für Mischling Aisha und Terrier Mio gefertigt, die mit ihren individuellen Prothesen neue Bewegungsfreude und Spaß am Leben gewonnen haben. Mischling Aisha hat eine längere Prothese bekommen – das Bein musste oberhalb des rechten Karpalgelenks amputiert werden. Terrier Mio leidet unter einem verkürzten Vorderlauf. Ihm konnten wir mit einer Pfotenprothese helfen. Oben sehen Sie Bilder von Mona, die eine 3D-gedruckte Vollprothese für ihr Vorderbein bekommen hat.

Auch eine Versorgung mehrerer Beine ist möglich – wie bei Mischling Fio, der mit seinen zwei Vorderlaufprothesen wieder Spaß an Spaziergängen hat und am normalen Leben problemlos teilnehmen kann.

Welche Voraussetzungen gibt es für eine Prothese?

Schon während der Operation (Amputation) werden die grundlegenden Bedingungen geschaffen, damit die Prothese gut sitzt und funktionell eingesetzt werden kann. Wenn möglich, setzen wir uns gerne mit der behandelnden Tierklinik in Verbindung. So können wir schon im Voraus wichtige Punkte für die Prothesenversorgung gemeinsam absprechen.

Bereits der Hautschnitt wird so geführt, dass die Haut über dem Stumpf später gut vernäht werden kann. Der Tierarzt lässt die Muskeln etwas länger und durchtrennt sie so, dass sie als Polster für den Knochen dienen können. Das Knochenende selbst wird sorgfältig geglättet und in der Form angepasst. Anschließend legt der Tierarzt die Muskeln um das Knochenende herum und vernäht sie. Zum Schluss wird die Haut wieder verschlossen. So entsteht ein gut gepolsterter, solider Stumpf.

Grundsätzlich gilt: je länger der erhaltene Bereich des Knochens, desto besser. An einem langen Stumpf kann die Prothese sicher befestigt werden, und das betroffene Tier kann das Bein leichter aktivieren und einsetzen.

Am Vorderbein muss für eine klassische Prothese ein Teil von Elle und Speiche noch vorhanden sein. Wenn die Amputation sogar unterhalb des Karpalgelenks (Vorderfußwurzelgelenk) stattfinden kann, gibt es kaum Schwierigkeiten bei der Prothesenversorgung. Wenn der Stumpf nicht lang genug ist, können wir auch Vollprothesen anfertigen. Diese werden, wenn der Vorderlauf komplett amputiert wurde, in Form eines Korsetts am Brustkorb angebracht. Ein Rad oder ein künstliches Beinchen dienen als Längenausgleich. 

Eine Prothese für den Hinterlauf kann angepasst werden, wenn das Tarsalgelenk (Sprunggelenk) erhalten bleibt. Oberhalb des Tarsalgelenks ist aktuell noch keine Prothesenversorgung möglich.

Sollten Sie sich nicht sicher sein, ob bei Ihrem Tier eine Prothese möglich ist, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf. Ein Foto Ihres Lieblings reicht häufig schon aus, um Ihnen bestenfalls Hoffnung machen zu können.

Jede Prothese ist eine Maßanfertigung und richtet sich ganz nach der individuellen Situation des Tieres. Der exakte Gipsabdruck durch unsere Orthopädietechnik-Mechaniker ist unverzichtbar, damit die Prothese genau passt und keine Druckstellen oder Schmerzen auftreten. Nur eine gut sitzende Prothese kann gut funktionieren und wird vom betroffenen Tier akzeptiert.

Wie läuft die Versorgung mit einer Prothese ab?

Während einer telefonischen Erstberatung können wir viele wichtige Details bereits im Vorfeld klären. Dann folgt der erste Termin vor Ort – hier steht uns ein ruhiger Raum mit Wasser und Leckerlis zur Verfügung. Nach dem ersten Beschnuppern und einer genauen Ganganalyse nimmt ein Orthopädietechnik-Mechaniker oder eine Orthopädietechnik-Mechanikerin den Gipsabdruck am Stupmf oder am Brustkorb ab.

Wir verwenden schnell trocknenden Gips, sodass der Abdruck selbst in kürzester Zeit erledigt ist, ohne Stress für Sie oder Ihren Hund.

Sobald die Prothese in Handarbeit gefertigt wurde, treffen wir uns zur Anprobe. Nun wird die passende Höhe für einen korrekten Längenausgleich bestimmt, und der Feinschliff für die Passform vorgenommen.

Die Übergabe der fertiggestellten Prothese erfolgt beim dritten Termin. Hier haben Sie noch einmal Gelegenheit, Fragen zu stellen. Wir erklären Ihnen alles, was Sie bei der Eingewöhnung und der Nutzung der Prothese beachten sollten. Sollte es Ihnen nicht möglich sein, noch einmal zu uns zu kommen, schicken wir Ihnen die Prothese in Ausnahmefällen auch zu.

Mit welchen Pflegemitteln können Sie Ihr Tier unterstützen?

Die Bienenwundercreme oder die Wund(er)schutzcreme sind die perfekte Ergänzung zu einer Prothese: Cremen Sie den Stumpf unter der Prothese leicht ein, um die Haut weich und elastisch zu halten und Druck- und Scheuerstellen vorzubeugen.

Übrigens…

... auch wenn die Prothese fertiggestellt ist, sind wir gerne für Sie und Ihre Fragen da. Rufen Sie uns einfach an oder schreiben Sie uns! Wir freuen uns auch sehr über Fotos oder Berichte, wie es ihrem vierbeinigen Liebling mit seiner Prothese geht, und welche Abenteuer er damit erlebt.

Galerie: Individualprodukte Prothesen

Individualversorgungen Prothesen

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